Warum letzter werden beim Wettkampf großartig ist
Läufer beim Metro Marathon Düsseldorf 2018

Warum letzter werden beim Wettkampf großartig ist

Bist du schon Mal letzter bei einem Wettkampf geworden? Ich schon. Und soll ich dir was sagen? Es hat sich super angefühlt. Warum es großartig ist, letzter bei einem Wettkampf zu werden und warum du damit ein Gewinner  bist, erzähle ich dir in diesem Blogpost.

Den Tag werde ich nie vergessen. Sonntag, 03. Juli 2016. Raceday beim Herbrand Niederrhein Triathlon N3T in Wesel. Zusammen mit einem guten Freund starte ich bei meinem zweiten Triathlon überhaupt – auf der Sprintdistanz. Unser Ziel für diesem Tag: Die Schwimmstrecke heile überstehen und gemeinsam ins Ziel kommen. Das Schwimmen läuft für Daniel bescheiden. In der Wechselzone warte ich einige Minuten auf ihn. Auf dem Rad gibt er den Ton an und zieht mich die 20 zu fahrenden Kilometer. Auf der Laufstrecke merken wir dann: Wir sind die Letzten. Bei Kilometer 4 kommt uns der Schluss-Radfahrer entgegen und bestätigt unsere Vermutung mit dem Kommentar: „Ihr lauft gar nicht so langsam. Komisch, dass ihr trotzdem letzter seid“. Nebeneinander laufen wir gemeinsam ins Ziel. Tagesziel erreicht – gemeinsam finishen. Warum ich dir diese Story erzähle? Weil es ein Erlebnis war, das mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Als ich Abends im Bett über den Tag nachgedacht habe war mir sofort klar: Gemeinsam als letzter ins Ziel kommen ist 1000 Mal mehr wert als ein paar Minuten schneller zu sein. Denn das bedeutet als Amateursportler gar nichts.

Daniel und Kevin beim Zieleinlauf

Was hast du als letzter besser gemacht als 1 Mio. andere?

Hast du dir mal überlegt, was du als letzter bei einem Wettkampf besser gemacht hast als eine Millionen andere Menschen, die Zuhause auf der Couch sitzen? Richtig: Du Hast deinen Arsch hochbekommen, bist zum Wettkampf gefahren, bist die Strecke gelaufen zu der du dich angemeldet hast und du bist im Ziel angekommen. Du warst draußen an der frischen Luft, hast etwas für deinen Körper getan und fährst mit dem Gefühl nach Hause, einen sportlichen und super produktiven Tag erlebt zu haben. Was kann es geileres geben? Übrigens warst du nicht wirklich letzter. Letzter waren all diejenigen, die erst gar nicht an der Veranstaltung teilgenommen haben. Die, die Zuhause geblieben sind und sich dazu entschieden haben, etwas anderes mit ihrem Leben anzufangen.

Zwei Beispiele warum die Letzten wahre Helden sind

Zugegeben: Man muss im Internet etwas danach suchen. Aber wenn man weiß wie und wonach, wird man fündig. Ich möchte zwei Videos mit dir teilen, in denen du dich davon überzeugen kannst, dass die Letzten bei einem Wettkampf wahre Helden sind. Die zwei folgenden Videos sind übrigens nicht von irgendwelchen Wettkämpfen, sondern von ziemlich großen und bedeutsamen. Zum einen vom Rotterdam Marathon. Dort haben 2016 über 12.000 Läufer auf der Marathondistanz das Ziel erreicht und es waren rund 900.000 Zuschauer an der Strecke. Das andere Event ist die DATEV Challenge Roth, eine der wohl bedeutsamsten Triathlon Veranstaltungen in Deutschland. In 2017 war der Wettkampf für das kommende Jahr innerhalb von einer Minute (!) ausverkauft. Hier hat der Profi-Triathlet Jan Frodeno 2016 den Streckenrekord auf der Langdistanz (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Km Radfahren und danach einen Marathon laufen) in 7:35:39 Std. abgeliefert. Aber schau selbst – die Videos sind einfach der Wahnsinn. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich sie mir ansehe.

Party, Blaulicht und Konfetti: Kelly de Ridder läuft unter Tränen nach rund 6:30 Stunden auf der Marathonstrecke des Rotterdam Marathons ins Ziel. Völlig überwältig wird sie im Ziel umringt von Fotografen, Kameraleuten, dem Veranstalter und Zuschauern.

 Nach knapp 16 ½ Stunden kommt der letzte Finisher bei der Challenge Roth 2016 ins Ziel. Und wird dort von keinem geringeren in Empfang genommen, als von Sieger Jan Frodeno. Es ist eine wunderbare Tradition bei dieser (und übrigens auch vielen anderen) Veranstaltungen, dass der Sieger den letzten Finisher in Empfang nimmt.

Warum langsam Laufen viele Vorteile hat

Die beiden Videos waren mit Sicherheit eine riesige Motivationsspritze für dich. Lass uns zusätzlich noch mal ein paar Fakten betrachten, warum langsames Laufes viele Vorteile mit sich bringt. Während die Spitzenläufer über die Strecke ballern, hast du als langsamer Läufer die Möglichkeit, Strecke, Umgebung, Landschaft und Zuschauer viel bewusster wahrzunehmen. Schau dir mal in Ruhe die vielen glücklichen Gesichter der Zuschauer an, die an der Strecke stehen. Das ist einfach wunderbar. Bei jedem Wettkampf gibt es die Schluss-Radfahrer (meist einer oder manchmal sogar mehrere). Bei den 10 Meilen von Köln des ESV Gremberghoven bin ich mit meiner Freundin eine ganze Zeit lang am Ende des Feldes kurz vor diesen Radfahrern gelaufen. Wir haben gequasselt, Witze gemacht und einfach eine gute Zeit zusammen gehabt. Ein weiterer Vorteil vom langsamen Laufen beim Wettkampf sind der Respekt und Applaus, den du von den Zuschauern bekommst. Die Schlussläufer genießen in der Laufszene einen ganz besonderen Status und werden immer besonders kräftig angefeuert und bejubelt. Gerade, wenn du noch nie in den Genuss dieser Situation gekommen bist, ist das ein fantastisches Gefühl. Warum es wunderbar ist letzter beim Wettkampf zu werden, kannst du dir auch im Podcast von Go Girl! Run! Warum letzter werden großartig ist anhören.

Worum geht es dir beim Laufen wirklich?

Das ist eine wichtige Frage, die sich jeder Läufer stellen sollte. Mir begegnen oft Läufer, die auf Teufel komm raus eine Bestzeit laufen wollen. Nur damit wir uns richtig verstehen: Manchmal starte ich selbst ebenfalls mit diesem Ziel bei einem Wettkampf. Ich weiß aber sehr gut um meine eigene Leistungskraft und kann meine körperliche Verfassung recht gut einschätzen. Leider fehlt das vielen anderen Läufern. Diese Selbstüberschätzung geht manchmal sogar soweit, dass der Krankenwagen ausrücken muss und Läufer medizinische Versorgung brauchen. Das ist kein schönes Bild. Darum frage ich dich: Worum geht es dir beim Laufen? Ich selbst laufe, um den Kopf frei zu bekommen. Ich liebe es, an der frischen Luft zu sein – egal bei welchem Wetter. Ich habe damals mit dem Laufen begonnen, weil ich abnehmen wollte. Das ist auch ein super Ziel, das viele Läufer verfolgen. Außerdem bin ich gerne körperlich in Bewegung, um fit zu bleiben. Ich liebe einfach dieses Gefühl. Sind diese Gründe nicht viel besser, als 30 Sekunden schneller beim Wettkampf zu sein? Ein paar weitere Inspirationen, warum Laufen wunderbar ist, findest du in dem Blogpost die 9 besten Motivationstipps für Läufer.

Bist du schon mal letzter bei einem Wettkampf geworden?

Erzähl mir von deinen Erfahrungen beim Laufen. Bist du schon mal letzter bei einem Laufevent oder einer anderen Veranstaltung geworden? Wie hat es sich angefühlt? Hat es eher Spaß gemacht oder hast du dich geärgert? Oder kommst du aus dem Lager „ich habe Bock auf Bestzeiten“? Wenn ja, was treibt dich an? Erzähl mir in den Kommentaren davon.

Über Kevin Besser

Hi, ich bin Kevin. Lauftrainer, Motivator & Mutmacher und der Gründer von runnersflow.Ich zeige dir wie du es schaffst, deine Ziele beim Laufen zu erreichen – ganz egal an welchem Punkt du gerade stehst.Hol dir meine besten Lauf-Tipps auf YouTube und hilf mir dabei, richtig guten Lauf-Content zu erstellen.

Kommentare

  1. Sorry, dass die Antwort soooo lange gedauert hat, ich habe mich gerade zufällig wieder an diesen Text erinnert und ihn gesucht.
    Es war TOLL! Ich war im letzten Drittel des Teilnehmerfeldes, aber bei weitem nicht als letzte. Die 82 jährige Dame war das Jahr leider nicht mitgeschwommen, aber ich kann mich an die Ankunft der letzten Schwimmerin genau erinnern: die wurde so sehr bejubelt und beklatscht – von allen, auch von vielen der Schwimmer, die schon lange im Ziel waren. Man sah von weitem, wie sehr sie zu kämpfen hatte, aber alle Menschen im Hafen haben sie die letzten 100 Meter angefeuert.
    Dein Text entspricht also 100% der Wahrheit. Vielleicht hat sie keine Siegerehrung danach bekommen, aber während des Schwimmens die letzten Meter auf jeden Fall!
    LG Marion

  2. Habe vor gut einer Woche ersten olympischen Triathlon gefinisht. War zwar nicht letzter aber doch recht weit hinten. Und wie im Text kann ich bestätigen, die Anfeuerungen, wildfremder Menschen auch für nicht Spitzensportler ist sehr motivierend, und nebenbei immer noch besser als alle die gar nichts Machen.

  3. Hallo Kevin,

    du hast absolut recht, letzter werden ist keine Schande und kann Spaß machen bzw Motto werden.

    Warum ich gern letzter werde? Weil ich nur dann über die lachen kann, die jedes mg zählen und einen riesen Stress schieben und immer betonen wie toll sie sind.

    Und man kommt eher mit den Leuten ins Gespräch, als abgehetzt als top10 im Sanitätszelt sich erstmal wieder finden zu müssen um vom Tripp wieder runterzukommen.

    Ich war schon fast immer
    Letzter ist irgendwie zum Motto geworden.
    In der Schule war ich im Sport letzter, beim Bund ist der Spieß fast verzweifelt da im Geländelauf alle immer warten mussten,
    im Lauf Sport heute und auch im Job werde ich immer als letzter informiert.

    Ich mag auch sehr Musik von James Last und von Wam auch Last Christmas, irre ich weiß.

    Meine Frau ( Ich kam tatsächlich als letzter zur eigenen Hochzeit, Parkplatz räumen müssen, Wasserrohr Bruch) meinte schon wir sollten den Namen echt in Last oder Late wechseln ?

    Immer wenn ich die Addidas Werbung sehe „Frist Never follows“, denke ich auf meinen 3 Streifen Shirt sollte eigentlich stehen „Last always wins experience“

    Viele Grüße vom glücklichen letzten

    Peter

  4. Danke für diesen schönen Text!

    Ich finde ihn in der Tat gerade motivierend.

    Ich habe in 4 Tagen meinen ersten Wettbewerb überhaupt (nicht im Laufen, sondern im Schwimmen – 2,5 km). Mein von Anfang an erklärtes Ziel war es vor der 83 jährigen Dame – die die letzten 5 Jahre immer mitgeschwommen ist (total toll, finde ich!) – ins Ziel zu kommen. Mein Plan ist also nicht Letzter zu werden. Aber da ich nicht mal weiß, ob diese tolle Frau wieder angemeldet ist, habe ich mir überlegt, was denn wäre, wenn ich wirklich Letzter würde – dein Artikel war da super hilfreich. Indirekt habe ich die Gedanken zwar von Anfang an auch so gehabt, aber nie wirklich auch klar gedacht.

    Du hast völlig Recht. Selbst wenn man als letzter in Ziel kommt, man kommt vor allen anderen ins Ziel, die nie ins Ziel kommen, weil sie zu Hause rumsitzen!

    Dein Ratschlag war übrigens auch super und ist direkt angenommen worden – ich habe drüber nachgedacht warum ich schwimme. Und das ist nicht, weil ich Bestzeiten erreichen muss (das macht trotzdem Spaß ;-)), sondern weil ich gerne im Wasser bin, weil es mich entspannt, weil ich es einfach mag vor mich hin zu schwimmen und dabei das Denken so leicht ist. Und die Ostsee ist auf jeden Fall etwas, wo man sich auch mal umsehen mag, auch wenn da keine Zuschauer am „Rand“ stehen können ;-).

    Mit diesen Gedanken habe ich beschlossen, Letzter vor allen anderen die nicht mitmachen zu werden, ist überhaupt nicht schlimm. (ich werde trotzdem versuchen nicht letzter zu werden ;-)).

    • Freut mich sehr zu lesen, dass dich mein Artikel motiviert hat. Das Geschriebene lässt sich – wie du richtig erkannt hast – natürlich auf sämtliche Sportarten anwenden. Umso mehr geht mir das Herz auf, wenn ich deinen Beitrag lese.

      Wenn du beim Schwimmen deinen Gedanken so richtig freien Lauf lassen kannst, ist das so wunderbar und unendlich viel wert. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei dem Wettkampf und berichte mal, wie es gelaufen ist.

      Gerne hier, bei Instagram, Facebook oder Youtube 🙂

      LG Kevin

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