Bikefitting: Lohnt sich die Investition?
Was wird bei einem Bikefitting alles gemacht? Für wen macht es Sinn? Und wie findest du den perfekten Bikefitter in deiner Nähe? Das schauen wir uns mal gemeinsam an und ich erzähle dir von meinen persönlichen Erfahrungen beim Bikefitting.
Auf den Termin habe ich mich schon lange gefreut. Zu Weihnachten habe ich mich selbst beschenkt und einen Termin bei Kom*Sport in Köln zum Bikefitting gemacht. In Vorbereitung auf die Triathlon-Saison 2018 und meine erste Olympische Distanz (1,5 Km schwimmen, 40 Km Rad fahren, 10 Km laufen) wollte ich einen Schritt weiter gehen und meine Sitzposition auf dem Rad verbessern. Davon mal abgesehen (und von einem weiteren Grund, auf den ich gleich noch näher eingehe) hatte ich aber auch einfach Bock etwas Neues auszuprobieren und war neugierig, was ich alles über das Rad, das richtige Fahren und Triathlon lernen kann.
Warum ein Bikefitting Sinn macht?
Kurz zur Begrifflichkeit: Ich habe jetzt schon mehrere Male das Wort Bikefitting benutzt. Bei Kom*Sport heißt das Ganze Sitzpositionsvermessung und wird in die Pakete „Standard“ und „Triathlon- und Zeitfahrrad“ eingeteilt. Aus welchem Grund habe ich, neben den oben genannten Gründen, diesen Termin überhaupt gemacht und warum macht er auch für dich Sinn? Ich hatte Probleme auf dem Rad – übrigens ein Felt Z75. Nachdem ich es vor etwa drei Jahren bei Westside gekauft habe, wurden keinen besonderen Einstellungen an dem Rad vorgenommen. Gekauft, losgefahren und nie was dran gemacht. Das schreit ja quasi nach „da gibt´s Optimierungsbedarf“. Auf Fahrten jenseits der 30-45 Minuten – was ja nicht wirklich lang ist – sind mir meine Füße und mein Unterkörper immer wieder eingeschlafen. Ich hatte ein richtiges Kribbeln und sogar Taubheitsgefühle. Außerdem hatte ich oft verspannte Schultern und gelegentlich Knieschmerzen. Alleine zur Behebung solcher Probleme ist ein Bikefitting sinnvoll. Jetzt kannst du natürlich sagen: Ich stell mir mein Rad einfach selbst ein. Klar, kannst du machen. Empfehlen würde ich es aber nur bedingt. Warum? Es gibt so viele Komponenten (Sattelhöhe- und -position, Höhe des Vorbaus, Neigung des Lenkers, Einstellung des Aufliegers, usw.) die in gegenseitiger Wechselwirkung miteinander stehen, dass das eigene Einstellen mehr einem Rumprobieren gleicht. Warum macht ein Bikefitting außerdem Sinn? Wenn du besser auf deinem Rad sitzen und in der Folge effizienter fahren willst und einfach tiefer in die Materie eintauchen möchtest, ist so ein Termin optimal. Außerdem bekommst du ein direktes Feedback auf deine Fragen. Ich habe Sebastian – er ist einer der Geschäftsführer bei Kom*Sport und hat das Bikefitting bei mir durchgeführt – in den 2 ½ Stunden, in denen ich dort war, Löcher in den Bauch gefragt. Und ich habe zu allem eine zufriedenstellende Antwort bekommen. Großartig!
Wie du den richtigen Bikefitter findest?
Auf der Suche nach einem passenden Anbieter war ich anfangs ziemlich ratlos. Ich habe den Begriff dann einfach gegoogelt, mir eine Menge Rezensionen durchgelesen und bin am Ende bei Kom*Sport gelandet. Übrigens: Ich werde nicht von Kom*Sport gesponsert und musste das Bikefitting ganz normal bezahlen. Nicht das du denkst, meine Aussagen wären voreingenommen oder durch irgendwas beeinflusst. In dem Gespräch mit Sebastian habe ich gelernt, dass es einige schwarze Schafe in der Branche gibt. Sie haben oft nur laienhaftes Wissen und bieten trotzdem Bikefittings an. Meist lässt sich das am geringen Preis der Dienstleistung erkennen. Bikefitter gibt es in fast jeder größeren Stadt. Ich empfehle dir keine Scheu davor zu haben, ein paar Kilometer für so einen Termin anzureisen. Lieber eine etwas längere Fahrtzeit und dafür ein qualitativ gutes Bikefitting als umgekehrt.
Was wird beim Bikefitting konkret gemacht?
Kommen wir ans Eingemachte. Angefangen hat alles mit einer Ist-Analyse des Rads. Wie sind Oberrohr- und Steuerrohrlänge, Sitzhöhe, Lenkerbreite, Abstand der Armpads vom Auflieger und viele weitere Punkte.
Dann hat sich Sebastian einer Analyse meines Körpers gewidmet. Wie stehe ich und welche Einschränkungen/Besonderheiten sind vorhanden. Gefolgt von einer Druckverteilung meiner Füße. Hierfür habe ich mich auf eine spezielle Platte gestellt die anzeigt, in welchen Bereichen meiner Füße ich den meisten Druck auf den Boden bringe.
Daraufhin wurden die Einlagen meiner Radschuhe mit zusätzlichen Stützen versehen. Hier hat Sebastian, laienhaft gesprochen, zusätzlich Material an die Innen- und Außenseiten dran geschliffen. Nach dem Einstellen der Cleats ging es auf´s Rad. Zunächst war die Sattelhöhe dran. Es ist schon erstaunlich welchen Unterschied hier bereits ein halber Zentimeter ausmacht. Die größten Änderungen wurden am Vorbau vorgenommen. Da ich einen recht langen Oberkörper habe, saß ich vorher mit zu stark angezogenen Schultern auf dem Rad. Daher kamen auch die Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich bei Fahrten jenseits der 45 Minuten. Die Position der Bremsen wurde angepasst, weil ich dort viel zu schlecht ran kam. Nach jeder einzelnen Veränderung bin ich ein paar Minuten auf der Rolle gefahren, um ein Gefühl für die neue Position zu bekommen. Diese Tatsache fand ich generell sehr interessant. Das Schema ist: Einstellung am Rad vornehmen, die neue Position ein paar Minuten auf der Rolle testen, nachjustieren und dabei immer die neue Position im Spiegel beobachten. So haben wir uns Schritt für Schritt an die perfekte Sitzposition herangetastet. Vorher-nachher-Videos wurden übrigens nicht gemacht. Die Methode mit dem Spiegel finde ich auch wesentlich besser. Ein einfacher Blick zur Seite und schon ist das Ergebnis sichtbar.
Ich zähle hier übrigens nicht jede Veränderung auf, die angepasst wurde. Das würde einfach den Rahmen sprengen. Im groben sind das die Wichtigsten. Ach ja, zwei Sachen habe ich noch vergessen. Die Anpassung des Aufliegers und den Tausch des Sattels. Zufällig war ein ähnlicher Sattel wie mein vorheriger (Prolog) auf einem Testrad montiert. Den habe ich jetzt dauerhaft auf meinem Rad. Ein super Tausch, da es sich auf dem neuen Sattel echt geschmeidiger fährt.
Mein persönliches Fazit zum Bikefitting
Ich war wirklich überrascht wie wissenschaftlich an die ganze Thematik herangegangen wird. Den sportwissenschaftlichen Hintergrund der Jungs beim Kom*Sport merkt man bereits nach wenigen Minuten im Gespräch. Das Wichtigste: Ich bin total zufrieden mit der Leistung. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl gut beraten zu werden, mein Rad ist optimal eingestellt und ich habe keine Probleme mehr bei längeren Fahrten. Ich habe gefühlte eine Millionen Fragen gestellt, die alle super kompetent beantwortet wurden. Außerdem bin ich etwa 2 ½ Stunden dort gewesen. Wo nimmt man sich heute noch so lange Zeit für das Wohl eines Kunden? Als ich danach nach Hause gefahren bin war ich so extrem euphorisiert und zufrieden, dass ich quasi ein Dauergrinsen im Gesicht hatte. In Kurzform: Wenn du an der Thematik interessiert bist, Probleme auf dem Rad hast oder für einen Wettkampf deine Sitzposition verbessern willst, kann ich dir ein Bikefitting nur wärmstens empfehlen.
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Welche Erfahrungen hast du mit deinem Bikefitting gemacht. Überlegst du noch ob du eins machen sollst? Oder bist du auf der Suche nach einem passenden Anbieter? Was brennt dir unter den Nägeln, was du zu dem Thema loswerden willst? Erzähl mir in den Kommentaren davon.
Sehr coole Beschreibung, wirklich. Ich war auch bei Sebastian, das kann ich alles genau so bestätigen.
Einziger Hinweis: es hat sich ein kleiner Typo eingeschlichen. Die Platter unter Deinen Radschuhen sind keine „Clits“ sonder „Cleats“. Klingt ähnlich, ist aber was ganz anderes.
Hi Tino,
freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt 🙂 Und danke für den Hinweis mit dem Schreibfehler. Das ändere ich direkt mal.
LG Kevin